ALBERTINA MODERN, WIEN Erwin Wurm (*1954 in Bruck/Mur) zählt zu den erfolgreichsten und bekanntesten Künstlern der Gegenwart, und anlässlich seines 70. Geburtstags präsentiert die ALBERTINA MODERN die erste umfassende Retrospektive seines vielfältigen Werks. Sie lädt mit Skulpturen, Zeichnungen und Anleitungen, Videos und Fotografien dazu ein, Paradoxien und Absurditäten unserer Welt zu hinterfragen, denn Erwin Wurm erforscht in seinem künstlerischen Ansatz den Begriff des Skulpturalen und nutzt ihn als Maßstab zur Analyse unserer modernen Welt. Die Grenzen zwischen den traditionellen Vorstellungen von Skulptur, Performance, Fotografie und Malerei werden in Frage gestellt, ebenso wie Stillstand und Bewegung innerhalb eines Kunstwerks neu definiert werden, so dass Wurm mit der konventionellen Wahrnehmung der Realität bricht und mit seinen Arbeiten neue Perspektiven und Fragen eröffnet: Was passiert, wenn ich die Schwerkraft ignoriere? Was, wenn Häuser zu schmelzen beginnen oder durch performative Eingriffe zerdrückt werden? Wie verhalten sich Körper und Räume, wenn das Absurde und Paradoxe in ihnen einen Platz findet? In den „One Minute Sculptures“ kann man für einen Moment Teil eines Kunstwerks werden – wie fühlt sich das an, so lädt der Künstler den Betrachter ein, sich zu beteiligen und über seine eigene Rolle im Kunstwerk nachzudenken.
Wie der Künstler selbst sagt, geht es immer um den Begriff des Skulpturalen im Verhältnis zum Sozialen, so kann zum Beispiel eine Gurke als Selbstporträt interpretiert werden oder ein Luxuscabrio wie das „Fat Car“ als Symbol für Gier, Exzess und Warenfetischismus in unserer Gesellschaft. Das „Enge Haus“ wiederum spiegelt konzeptionell die Enge des bürgerlichen Denkens und Handelns sowie die Begrenztheit gesellschaftlicher Normen wider, sei es durch Religion, Konventionen oder falsches Pathos, und in diesem Zusammenhang wird erstmals die „Landschule“ gezeigt, die für einengende und überholte Vorstellungen steht und ein weiteres Symbol für einengende und bewertende Denkmuster ist und damit die Wichtigkeit des Hinterfragens und Infragestellens gesellschaftlicher Normen